Die Gentestbeschreibung
Thrombopathie beim Neufundländer
Thrombopathie beim Neufundländer ist eine vererbte Blutgerinnungsstörung, die die Rasse der Neufundländer-Hunde betrifft. Die Erkrankung ist durch eine Störung der Blutgerinnung gekennzeichnet und führt zu einer erhöhten Blutungsneigung. Thrombopathie wurde bis heute bei drei Hunderassen berichtet: Basset, Neufundländer und American Eskimo Dog. Sie unterscheiden sich durch drei verschiedene ursächliche Störungen voneinander.
Eine Schlüsselrolle bei der Thrombozytenaggregation spielt das thrombozytäre Integrin alphaIIb-beta3, auch bekannt als das Thrombozyten-Glykoprotein Komplex IIb-IIIa. Dieses thrombozytäre Integrin hat eine hohe Affinität für Fibrin, das eine Rolle als Stabilisator bei der Blutgerinnung spielt. Bei inaktivierten Blutplättchen hat das Integrin eine Form, die eine niedrige Affinität für das Fibrin aufweist und die Bildung von Blutgerinnseln deaktiviert. Wirkstoffe, die die Affinität des Integrins für Fibrinogen anregen können, sind ADP, Kollagen, Thromboxan und Thrombin. Leider haben diese Mittel bei der Thrombopathie keine Wirkung auf eine verbesserte Thrombozytenaggregation.
Merkmale und Symptome
Thrombopathie beim Neufundländer ist ein inhärenter Blutplättchen-Defekt-Typ der Hämorrhagie. Eine andere Form der Hämorrhagie, oder übermäßiger Blutungen, ist der extrinsische Typ, der durch externe Faktoren verursacht wird. Die Blutplättchen betroffener Hunde sind beschädigt und können keine Blutgerinnsel bilden. Die Störung der Blutplättchen bei Landseer-Hunden steht im Verdacht, mit einem strukturell oder funktionell defizienten Glykoprotein-Komplex IIb-IIIa zusammenzuhängen, ähnlich wie er bei Menschen mit der Glanzmann-Erkrankung und dem Bernard-Soulier-Syndrom, menschliche Blutgerinnungsstörungen, berichtet wurde.
Symptome der Thrombopathie beim Hund sind spontane Blutungen. Blutungen treten in Form von Nasenbluten auf, auch bekannt als Epistaxis, sowie als Blutungen aus anderen Schleimhautoberflächen, wie Mund, Zahnfleisch etc. Übermäßige Blutungen in der Mundhöhle können vor allem während des Zahnwechsels von Welpen zu bleibenden Zähnen auftreten. Die Anzahl der Thrombozyten, der von-Willebrand-Faktor, Blutgerinnselretraktion und Gerinnung sind normal, während die Blutungsdauer verlängert ist.
Genetik
Thrombopathie beim Neufundländer entsteht durch eine Punktmutation im RASGRP1-Gen, die zu einer Verschiebung des Leserasters führt, welches für die Expression des Rap-1-Proteins verantwortlich ist. Diese Verschiebung des Leserasters führt zu einem verkürzten Protein. Bei gesunden Hunden ist das Rap-1-Protein in Thrombozyten stark exprimiert, ebenso aber in Neutrophilen und im Gehirn. In der Thrombozyten-Variante von Rap 1 ist das Protein Rap1b in großen Mengen vorhanden und spielt eine Rolle bei der Integrin-Aktivierung. Im Falle einer Mutation im RASGRP1-Gen ist das defekte Protein nicht in der Lage, die Integrin-Aktivierung zu induzieren, was zu falscher Thrombozytenaggregation und Blutgerinnung führt.
Die Störung wird autosomal-rezessiv vererbt. Gesunde Elterntiere eines betroffenen Hundes sind obligat heterozygot und tragen daher ein mutiertes Allel. Heterozygote zeigen keine Symptome. Hunde, die homozygot für die Mutation sind, zeigen die Symptome der Thrombopathie beim Neufundländer. Bei der Zeugung hat jedes der Jungen hat ein Risiko von 25 %, betroffen zu sein, ein Risiko von 50 %, eine asymptomatischer Träger und ein Risiko von 25 %, nicht betroffen und kein Träger zu sein.