Die Gentestbeschreibung
Osteochondrodysplasie beim Zwergpudel (OCD)
Osteochondrodysplasie beim Zwergpudel (OCD) ist eine Form der skeletalen Dysplasie beim Pudel. Osteochondrodysplasie ist eine Erkrankung („dysplasie“) der Knochen („osteo“) und Knorpel („chondro“). Sie kann als eine Gruppe muskoloskeletaler Erkrankungen charakterisiert werden, eine breite Kategorie von Krankheiten, die die Muskeln oder Knochen betreffen. OCD beim Zwergpudel wurde erstmals im Jahre 1956 in Großbritannien als verkrüppelnder Kleinwuchs beschrieben. Seitdem wurden weitere Fälle in wissenschaftlichen Artikeln aus den USA, Großbritannien und Deutschland dokumentiert. Osteochondrodysplasie beim Zwergpudel teilt sich viele klinische Zeichen mit genetisch diversen Skelett-Dysplasien beim Menschen.
Sulfat ist ein hydrophiles Anion, das wichtig für viele physiologische Prozesse im Körper und für die Struktur und Funktion von Makromolekülen ist. Seine Bedeutung für die körperliche Aufnahme liegt auch in der Wichtigkeit von Schwefel begründet. Nach Kalzium und Phosphor ist Schwefel das dritte wichtige Mineral des Körpers. Es ist in Muskeln und Knochen, sowie in vielen anderen Systemen des Körpers zu finden. Es unterstützt auch die Bildung von Bindegewebe, das die Gelenke zusammenhält.
Sulfat erfordert den aktiven Transport durch die Membran in alle Zellen, was mithilfe zweier spezieller Transporter geschieht: die natriumabhängigen Sulfat-Symporter und die natriumunabhängigen Transporter. Ein natriumabhängiger Sulfat-Symporter, der für die Regulierung der Serumspiegel von Sulfat benötigt wird, ist SLC13A1. Es wird im luminalen Epithel des Dünndarms und ebenso im renalen Epithel exprimiert. Im Kleindarm vermittelt SLC13A1 die Absorption diätetischen Sulfats, während es im renalen Epithelium die Rückresorption aus den proximalen Nierentubuli vermittelt. Forschungen haben bei Mäusen gezeigt, dass der Verlust von SLC13A1 Hyposulfatämie und Hypersulfaturie verursacht. Solche Mäuse zeigen außerdem verringerte Fruchtbarkeit, Magen-Darm-Störungen, veränderte Neurochemie, Gedächtnisstörungen, verminderte objektinduzierte Angst, verminderte Aktivitätsniveaus und eine mögliche Erhöhung der Langlebigkeit.
Merkmale und Symptome
Wichtigste Charakteristika von Osteochondrodysplasie beim Zwergpudel (OCD) sind Wachstumsverzögerungen und Mängel in Bezug auf die Mobilität, die zuerst im Alter von drei Wochen bemerkbar werden. Nach dem Auftreten der ersten Symptome folgen weitere Symptome, wie das Nachschleppen der hinteren Gliedmaßen, vergrößerte Gelenke, dorsoventrale Abflachung des Brustkorbes, verkürzte und verbogene Röhrenknochen, verlängerter Kiefer sowie verlängerte und verformte Pfoten, die an Klumpfuß erinnern, eine angeborene Fehlstellung eines oder beider Füße. Die Untersuchung zeigt eine schnelle Konversion von Knorpel in Knochen. Betroffene Hunde zeigen extrem niedrige Sulfat-Serumspiegelwerte. Bei gesunden und nicht betroffenen Hunde liegt das durchschnittliche Serum-Sulfat bei ca. 1,4 mM, während es bei betroffenen Hunden mit weniger als 0,2 mM unterhalb der Nachweisgrenze für die Analyse liegt.
Genetik
Osteochondrodysplasie beim Zwergpudel (OCD) wird von einer Mutation im SLC13A1-Gen verursacht. Trotz des genetischen Hintergrunds ähnelt OCD beim Zwergpudel phänotypisch Osteochondrodysplasie beim Menschen, die von einer Mutation im SLC13A6-Gen verursacht wird, welche OCD bei Mäusen aufgrund derselben Mutation verursacht.
Die Störung wird autosomal-rezessiv vererbt. Gesunde Elterntiere eines betroffenen Hundes sind obligat heterozygot und tragen daher ein mutiertes Allel. Heterozygote zeigen keine Symptome. Hunde, die homozygot für die Mutation sind, zeigen die Symptome. Bei der Zeugung hat jedes der Jungen hat ein Risiko von 25 %, betroffen zu sein, ein Risiko von 50 %, eine asymptomatischer Träger und ein Risiko von 25 %, nicht betroffen und kein Träger zu sein.