Die Gentestbeschreibung
Neuroaxonale Dystrophie beim Spanischen Wasserhund (NAD)
Die Neuroaxonale Dystrophie beim Spanischen Wasserhund (NAD) ist eine neurodegenerative Störung, die den Spanischen Wasserhund betrifft. Neuroaxonale Dystrophien repräsentieren in der Regel eine Gruppe heterogener erblicher neurodegenerativer Erkrankungen. Unterschiedliche Formen der NAD teilen sich pathologische Charakteristika, unterscheiden sich jedoch in ihren klinischen und neurologischen Symptomen, im Fortschreiten der Krankheit und bei der Verteilung der Läsion zwischen aber auch innerhalb der Arten. Außer als Folge ererbter Gene werden NAD-ähnliche Befunde auch mit der Alterung und toxischen Stoffwechselzuständen in Verbindung gebracht. Sie wurden bei mehreren Arten wie Hund, Katze, Pferd, Schaf und dem Menschen erkannt. Von neuroaxonaler Dystrophie betroffene Hunderassen sind abgesehen vom Spanischen Wasserhund Rottweiler, Deutscher Schäferhund, Jack Russell Terrier, Collie-Schäferhund, Papillon und Chihuahua.
Bei zahlreichen neurodegenerativen Erkrankungen, einschließlich der Huntington-Krankheit, Alzheimer, der parkinsonsche Krankheit etc., gilt eine Beeinträchtigung der Autophagie als wichtigster Mechanismus der Entwicklung dieser Erkrankungen. Die Absonderungen von Autophagosomen schaden Organellen und langlebigen Proteinen und führen zu einem weiteren Abbau und schließlich der Freisetzung von Aminosäuren und anderen Molekülen in das Zytoplasma. Autophagie ist essentiell für die metabolische Homöostase der Neuronen.
Merkmale und Symptome
Erste klinische Anzeichen bei betroffenen Spanischen Wasserhunden erscheinen zwischen dem 6. und 11. Lebensmonat. Leichtes Neigen des Kopfes, generalisierte leichte zerebelläre Ataxie mit Hypermetrie der vorderen Gliedmaßen und nicht vorhandener bis verringerter Kniescheibenreflex sind vorhanden. Symptome, die vom Besitzer beobachtet werden, sind Anomalien beim Gang, Inkontinenz allein, unkontrollierter Stuhlgang und Verhaltensveränderungen wie Mattigkeit, Nervosität und Vokalisation. Weitere Anzeichen, die betroffenen Hunde aufweisen, sind zwanghaftes Gehen mit variierendem Schweregrad, propriozeptive Defizite, verringerte Reaktionen auf Bedrohung, visuelle Defizite, unwillentliche Augenbewegung (Nystagmus) und Abnahme des Muskeltonus. Betroffene neugeborene Welpen zeigen in der Regel akute Atemnot, stereotypische Positionierung der Gliedmaßen, Skoliose, Arthrogryposis (mehrfache Gelenkkontrakturen), pulmonale Hypoplasie (unvollständige Entwicklung der Lunge) und respiratorische Insuffizienz.
Pathomorphologische Ergebnisse beschränken sich auf das zentrale Nervensystem. Eine Untersuchung des Gehirns ergab Neuronenverlust und geschwollene Axone, Sphäroide.
Die Diagnose der neuroaxonalen Dystrophie berücksichtigt eine Differentialdiagnose, die zerebelläre Hypoplasie, Abiotrophy, Hypomyelogenese und entzündliche oder infektiöse Krankheiten (viral-, rickettsien-, protozoon-, pilz- oder immunvermittelt) umfasst.
Aufgrund der Schwere der Erkrankung und ihrer progressiven Natur ist oftmals die Einschläferung der betroffenen Hunde aus humanen Gründen nötig.
Genetik
Neuroaxonale Dystrophie beim Spanischen Wasserhund (NAD) wird durch eine Mutation im TECPR2-Gen verursacht. Immunohistochemische und die ultrastrukturelle Funde zeigten, dass dieses Gen an der Regulierung der autophagosomen Akkumulation in autophagischen Wegen beteiligt ist.
NAD ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit.Der Hund kann gesund, Träger oder betroffen sein. Träger des Gens sind heterozygot und entwickeln keine Krankheitssymptome. Bei der Paarung zweier Trägerhunde hat jedes zukünftige Junge ein Risiko von 25 %, betroffen zu sein, ein Risiko von 50 %, ein asymptomatischer Träger und ein Risiko von 25 %, nicht betroffen und kein Träger zu sein.
Referenzen:
Diaz, J. V., et al. (2007.): Neuroaxonal Dystrophy in Dogs: Case Report in 2 Litters of Papillon Puppies. J Vet Intern Med 2007;21:531–534.