Die Gentestbeschreibung
Neuronale Zeroid-Lipofuszinose – NCL 1 beim Dackel
NCL 1 beim Dackel ist eine erbliche lysosomale Speicherkrankheit, die eine Form innerhalb einer größeren Gruppe von neurodegenerativen Erkrankungen darstellt, den Neuronalen Zeroid-Lipofuszinosen (NCLs). NCLs führen zu einer Ansammlung von Lipopigmenten im körpereigenen Gewebe, lassen sich aber in verschiedene Formen unterteilen, je nach dem Alter, in dem die Symptome auftreten, und nach der genetische Ursache der Störung
Merkmale und Symptome
Lipofuszin ist ein gelbes bis braunes Lipopigment, das aus Rückständen der lysosomalen Verdauung besteht. Es wird als eines der Alterungspigmente betrachtet und ist in Leber, Nieren, Herzmuskel, Netzhaut, Nervenzellen und Ganglienzellen zu finden. Lipofuszin führt in hohen Mengen zu Membranschäden und schädigt Mitochondrien und Lysosomen. Sein Gleichgewicht innerhalb der Zelle wird über Bildungs- und Entsorgungmechanismen hergestellt. Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, kommt es zu einer Ansammlung von Lipofuszin. Beim Menschen steht dieser Zustand mit mehreren Erkrankungen wie der degenerativen Erkrankung des Auges, Makuladegeneration, und der erblichen juvenilen Form der Makuladegeneration, die Stargardt-Krankheit, sowie der Alzheimer-Krankheit, Morbus Parkinson etc. in Verbindung. Die abnormale Ansammlung von Lipofuszin ist die Ursache für die Neuronale Zeroid-Lipofuszinose, die zum progressiven und dauerhaften Verlust der motorischen und psychologischen Fähigkeiten führt.
Von Neuronaler Zeroid-Lipofuszinose betroffene Dackel zeigen erste Symptome wie Kyphose, steifer Gang, fehlende Muskelkoordination und Schwierigkeiten beim Balancieren und Springen etwa im 9. Lebensmonat. Die Symptome schreiten während der folgenden Monate fort und unkontrollierte rhythmische Kopfbewegungen, Ataxie und allgemeine Schwäche entwickeln sich. Betroffene Hunde zeigen außerdem Verhaltensveränderungen wie erhöhte Nervosität, verminderte Interaktionen mit anderen Hunden, schwere Demenz, Empfindlichkeit gegen laute Geräusche, kreisende Bewegungen und verstärkte unangemessene Vokalisation. Die Untersuchung der Augen zeigt eine diffuse Ausdünnung der Netzhaut und eine schwere Degeneration der Netzhautgefäße. Die Augenerkrankung schreitet bis zur vollständigen Erblindung fort. Eine mikroskopische Untersuchung zeigt eine starke Anhäufung von autofluoreszierendem Speichermaterial, Lipofuszin, in Nervenzellen von Netzhaut, Kleinhirn und Großhirnrinde.
Genetik
NCL 1 beim Dackel wird durch eine Insertionsmutation im Intron 5 PPT1-Gen verursacht. Das PPT1-Gen kodiert für die Enzym-Palmitoyl-Protein-Thioesterase 1 (PPT1). Dieses Enzym katalysiert die Entfernung bestimmter Acyl-Gruppen aus Proteinen oder Peptiden beim Abbau von Lysosomen und ist somit an der Aufspaltung bestimmter Proteine beteiligt. Die Mutation verursacht die Expression eines defekten Enzyms, was zur Anhäufung dieser Moleküle in den Zellen und zu NCL-Symptomen führt.
Neuronale Zeroid-Lipofuszinose beim Dackel (NCL 1) ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit.Der Hund kann gesund, Träger oder betroffen sein. Träger des Gens sind heterozygot und entwickeln keine Krankheitssymptome. Bei der Paarung zweier Trägerhunde hat jedes zukünftige Junge ein Risiko von 25 %, betroffen zu sein, ein Risiko von 50 %, ein asymptomatischer Träger und ein Risiko von 25 %, nicht betroffen und kein Träger zu sein.