
Diversität von Rassen
In den letzten 200–300 Jahren hat eine intensive künstliche Selektion zur Entwicklung einer großen Zahl von Hunderassen geführt. Inzwischen hat diese Zahl 400 unterschiedliche Rassen überschritten. Auch wenn die phänotypischen Variabilität zwischen den Rassen groß sind, sind die Genpools dieser Rassen durch intensive Selektion und das Passieren von genetischen Flaschenhälsen reduziert. Statt einer größeren Zahl von Genen mit geringen Effekten ist bei heutigen Rassen eine kleine Zahl von Genen mit jeweils großem Effekt auf verschiedene Veranlagungen gegeben. Ein reduzierter Genpool, die Tendenz zur Nutzung von Inzucht zum Erhalten von Rassenstandards und die regelmäßige Nutzung beliebter Vatertiere haben zusammen zur Herausbildung einer großen Zahl von Erbkrankheiten geführt.
Erbkrankheiten
1868 diskutierte Darwin die Diversität physischer und physiologischer Merkmale bei Hunden verschiedener Größe. Doch erst vor kurzem wurden Erbkrankheiten bei Hunden signifikante Aufmerksamkeit gewidmet. Erbkrankheiten bei Hunden umfassen metabolische Störungen, Abnormalitäten des Immunsystems, kongenitale physische Missbildungen, neurologische und sensorische Störungen und Blutkrankheiten. Die meisten Erbkrankheiten bei Hunden sind monogen und weisen einen autosomal-rezessiven Erbgang auf. Der autosomal-dominante und X-chromosomale Erbgang sind weniger verbreitet.
Einigen Forschern zufolge lässt sich die größte Zahl von Erbkrankheiten bei deutschen Schäferhunden, Golden Retrievern, Deutschen Boxern, Labrador Retrievern und English Springer Spaniels finden. Am wenigsten von Erbkrankheiten betroffenen Rassen sind Rhodesian Ridgebacks, Staffordshire Bull Terriers, Whippets, Flat Coated Retrievers und Bordeauxdoggen. Es wurde festgestellt, dass immunologische und muskoloskeletale Störungen stärker mit größeren und schweren Rassen in Verbindung stehen, während neurologische Störungen mit der Form des Kopfes in Verbindung gebracht werden. Auch wenn Erbkrankheiten bei reinrassigen Hunden derzeit intensiv erforscht werden, gibt es immer noch viele Krankheiten mit unbestimmtem Erbgang, Auftreten und spezifischer genetischer Abweichung.
Vorteile DNA-Tests bei Hunden
Die voranschreitende Entwicklung der Methoden der Molekularbiologie und das Canine Genome Sequencing Project haben zum Erkennen einer großen Zahl von Mutationen geführt, die Erbkrankheiten bei Hunden verursachen, und ebenso betreffende phänotypische Merkmale wie Fellfarbe oder Haarlänge.
Das Erkennen krankmachender Mutationen hat zur Entwicklung von DNA-Tests für Hunde geführt, welche einen Einblick in den Grad der Anfälligkeit des Hundes für die Entwicklung einer Erbkrankheit geben können. So wie die Zahl der neu identifizierten Mutationen ansteigt, so steigt auch die Zahl der für Hunde verfügbaren genetischen Tests.
DNA-Tests bei Hunden ermöglichen die Diagnose einer Krankheit, bevor sich ihre ersten Symptome entwickeln. Die Ergebnisse genetischer Tests sind genau und zuverlässiger als konventionelle Methoden zu Erkennung von Krankheiten, besonders im Falle spät einsetzender Krankheiten. DNA-Tests ermöglichen außerdem die Diagnose einer Krankheit vor dem Erreichen des Paarungsalters, was die Prävention der Übertragung der krankmachenden Mutation an die Nachkommen erlaubt.
DNA-Tests bei Hunden sind der einzige Weg zum Erkennen der Überträger von Krankheiten mit einem autosomal-rezessiven Erbgang. Dies ist der Faktor, der DNA-Tests zu einer wertvollen Waffe im Kampf gegen Erbkrankheiten bei Hunden macht, besonders da autosomal-rezessive Krankheiten die häufigsten anzutreffenden sind.
Hunde können in jedem Alter genetisch getestet werden und es besteht keine Notwendigkeit zu wiederholten Tests, was genetische Tests ökonomisch nützlich macht. Es sollte angemerkt werden, dass die Tests nichtinvasiv sind. Ein Wangenschleimhautabstrich reicht für das Durchführen eines DNA-Tests aus.
Die Nutzung der Ergebnisse DNA-Tests bei Hunden
Das übergeordnete Ziel von Züchtern ist die Aufzucht gesunder, lange lebender, geselliger reinrassiger Hunde, die die Eigenschaften traditioneller Prägung beibehalten, welche derzeit im Schauring geschätzt werden.
Die Ergebnisse Gentests bei Hunden sind ein nützliches Werkzeug für die Eliminierung von Erbkrankheiten aus der Zuchtpopulation, was die Ergebnisse zu einem Faktor macht, der signifikant zum Erreichen des Ziels beiträgt, gesunde Hunde zu züchten. Das Wissen um den Erbgang der krankmachenden Mutation zusammen mit den Ergebnissen genetischer Tests kann Züchtern dabei helfen, Entscheidungen hinsichtlich zukünftiger Zuchtpaare zu treffen und ein Zuchtprogramm zu planen. Die Größe der Population sowie das Auftreten einer Krankheit und einer krankmachenden Mutation in der jeweiligen Rasse sollten ebenfalls mit bedacht werden. Falls eine Population klein ist und/oder, im Falle von autosomal-rezessiven Krankheiten, eine Mutation regelmäßig in einer Rasse auftritt, sollten Züchter beraten und dazu ermutigt werden, Überträger für mindestens eine Generation in Ihre Zuchtpopulation aufzunehmen, um die unnötige Reduktion der Diversität zu vermeiden.
Wie bereits erwähnt erlauben Gentests bei Hunden die Früherkennung einer Veranlagung zur Entwicklung einer Erbkrankheit, was mehr Möglichkeiten im Hinblick auf die Prävention und Behandlung von Erbkrankheiten schafft. Mit dem Wissen um das Vorhandensein einer krankmachenden Mutation kann für Hunde unter regelmäßiger tierärztlicher Überwachung ein langes und gesundes Leben sichergestellt und der Ausbruch der Krankheit kann mit angemessener und zeitnaher Behandlung hinausgezögert werden.
Genetische Tests für Hunde werden in Screening-Programme für Erbkrankheiten integriert, wobei immer mehr Länder die Ergebnisse von DNA-Tests als Teil des Registrierungsvorgangs von Kennel Clubs und Tierschauen fordern.
Die Kontrolle über die polygenen und multifaktoriellen Bedingungen mit einer komplexen Ätiologie ist trotz der Bemühungen von Forschern und auf Phänotypen aufbauenden Zuchtstrategien weiterhin schwierig.
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Referenzen:
Mellersh, C. (2012). DNA testing and domestic dogs. Mamm. Genome 23, 109–123.