Während der industriellen Revolution schnellte der Marktbedarf nach Lamm, Wolle und Schaffleisch drastisch in die Höhe und weite Flächen innerhalb der Grenzen von Schottland und Nordengland eigneten sich ideal für Landwirtschaft und die Produktion dieser Güter. Das Land war weitläufig und nicht eingezäunt, sodass die Bauern einen tüchtigen Hütehund benötigten, um sie bei ihren Hirtenaufgaben zu unterstützen. Zu diesem Zweck wurde der Border Collie gezüchtet, eine Hunderasse, die heute für ihre hohe Intelligenz, ihre Sportlichkeit, ihre schnelle Lernfähigkeit und ihre Fähigkeiten beim Hüten weithin bekannt ist.
Die Vorfahren aller Border Collies lassen sich heute auf einen einzigen Hund zurückführen, Old Hemp, ein dreifarbiger Hund, der von Adam Telfer gezüchtet wurde. Er lebte am Ende des 19. Jahrhunderts in Northumberland an der Grenze zwischen England und Schottland, ein Gebiet, das heute als der Ursprungsort des Border Collies gilt.
Obwohl Border Collies bereits hunderte von Jahren vor Old Hemp mit Schäfern gearbeitet hatten, wurde der Begriff „Border Collie“ zum ersten Mal im Jahre 1915 durch den Generalsekretär der International Sheep Dog Society verwendet, um die Eigenständigkeit der Rasse gegenüber den anderen Collie-Rassen zum Ausdruck zu bringen.
Border Collies sind bekannt für ihren fixierenden Blick (Eye).
Es gibt mehrere Theorien zur Namensherkunft der Rasse. Einer Theorie zufolge basiert das Wort Collie auf dem englischen Wort „coal“ (Kohle) oder „colley“ (Köhler), das sich auf die schwarze Farbe bezieht. Eine andere Theorie basiert auf der gälischen Sprache, in der Collie „nützlich“, bedeutet während eine weitere Theorie vermutet, dass das Wort vom deutschen Wort „Kuli“, d.h. „Arbeitskraft“ abstammt.
Erscheinungsbild und Fellfarbe des Border Collies
Der Border Collie ist ein mittelgroßer Hund mit einem doppelten Fell, das von glatt bis rau variieren kann. Obwohl Schwarz und Weiß die häufigsten Fellfarben bei Border Collies sind, sind sie in jeder Fellfarbe und mit jeder Fellzeichnung zu finden, die bei Hunden bekannt ist.
Die häufigsten Fellfarben sind Schwarz und Lohfarben, Sattelmuster, Sable (beeinflusst von Genen auf dem A-Lokus und außerdem von Genen auf dem K-Lokus gesteuert), Schwarz (beeinflusst von Genen auf dem K-Lokus), Braun (beeinflusst von Genen auf dem B-Lokus), Blau oder Lila (beeinflusst von Genen auf dem D-Lokus), rezessives Rot (beeinflusst von Genen auf dem E-Lokus), Merle (beeinflusst von Genen auf den M-Lokus), Irish Spotted, Piebald Spotted und extrem Weiß (beeinflusst von Genen auf dem S-Lokus).
Einfluss von D lokus auf die Fellfarbe. Obere Reihe: schwarze und merle ”Schokolade” Fellfarbe. Unter: blau merle und lillac Border Collie.
Auch verschiedene Felltypen sind innerhalb der Rasse anzutreffen, es gibt Border Collies mit rauem und glattem Fell sowie Curly-Coated-Border Collies. Die Rasse weist verschiedene Augenfarben auf und Heterochromie ist am häufigsten unter Merles zu finden.
Gesundheit
In der Regel ist die Border Collie-Rasse eine gesunde Rasse, doch sie weist charakteristische Erkrankungen auf. Typische Erbkrankheiten sind Hüftdysplasie, Collieaugen-Anomalie, progressive Retinaatrophie, Linsenluxation und Epilepsie. Das Grey-Collie-Syndrom ist für Collie-Rassen spezifisch, vom Rauhaar-, Glatthaar- bis hin zum Border-Collie. Erbkrankheiten, die nur auf Border Collies beschränkt sind, sind spezifische genetische Formen des Imerslund-Gräsbeck-Syndroms und der Neuronalen Zeroid-Lipofuszinose. Taubheit scheint ebenso häufig aufzutreten. Hunde, die homozygot für das Merle-Fell-Gen sind, auch bekannt als Doppel-Merles, sind besonders anfällig für auditive und okuläre Störungen. Ein Hund, der von einer der genannten Erkrankungen betroffen ist, sollte nicht für Paarungen in Frage kommen.
Weitere seltenere Erkrankungen, die Border Collies betreffen, sind Glaukom, juvenile Katarakte und Osteochondritis, Hypothyreose und Diabetes Mellitus.
Die häufigsten genetischen Störungen sind:
Collieaugen-Anomalie (CEA)
Die Collieaugen-Anomalie (CEA) ist eine vererbte Augenerkrankung, die von Abweichungen in der Choroidea verursacht wird. Hierbei handelt es sich um ein Gewebe, das die Netzhaut mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Aufgrund von Veränderungen der Choroidea ist die Collieaugen-Anomalie auch als Choroidale Hypoplasie bekannt. Es ist bekannt, dass sie Rauhaar-Collies, Glatthaar-Collies, Border Collies, Australian Shepherds und Shetland Sheepdogs betrifft. Symptome von CEA können in ihrem Schweregrad zwischen unterschiedlichen Hunden variieren. Eine typische Indikation ist Choroidea-Verdünnung, die sich im Alter von etwa fünf bis acht Wochen entwickelt. Diese Veränderung ist mit bloßem Auge nicht erkennbar, was die Untersuchung der Augen der Welpen durch einen Augenarzt entscheidend macht. Die Erkrankung kann außerdem von einer Störung der Faserhaut ausgelöst werden und wird von Läsionen der Kolobomen in Form von Kerben im Sehnerv charakterisiert. Außerdem können gewundene Retinagefäße und mehrfache Faltungen der Retina präsent sein. Bei schwer betroffenen Hunden, besonders solchen mit Kolobomen, kommt es zu einer Netzhautablösung, die zur Erblindung führt. Schwer betroffene Hunde entwickeln außerdem vereinzelte intraokulare Blutungen.
Die Collieaugen-Anomalie wird autosomal-rezessiv vererbt. Forscher haben extrem hohe Überträgerraten ermittelt. Etwa 70 bis 97 % der Rauhaar- und Glatthaar-Collies in der Population der Vereinigten Staaten und Großbritanniens sind Überträger, während 68 % der Schwedischen Rauharr-Collies betroffen sind.
Primäre Linsenluxation (PLL)
Primäre Linsenluxation (PLL) ist eine vererbte Augenerkrankung beim Hund, die durch geschwächte Zonulafasern charakterisiert ist. Dabei handelt es sich um Bänder im Inneren des Auges, welche die Linse in ihrer normalen Position hinter Iris und Pupille halten. Bei einem teilweisen Riss der Zonulabänder verlagert sich die Linse teilweise. Diese Erkrankung ist als Subluxation bekannt. Ein vollständiger Riss der Zonulabänder führt zu einer vollständigen Verlagerung der Linse aus ihrer normalen Position, eine Erkrankung, die als Linsenluxation bekannt ist. Die Linsenluxation kann auch als Folge von Verletzungen oder Tumoren auftreten, PLL stellt dagegen eine Form der Erkrankung dar, die spontan auftritt und nicht von einer früheren Erkrankung oder Verletzung verursacht wird.
PLL wird autosomal-rezessiv vererbt. Bestimmte Hunderassen sind anfälliger für die Erkrankung als andere, wie Terrier und Terrier-Mischrassen. Die genetische Mutation, welche die Krankheit verursacht, scheint über Hunderassen hinweg äußerst stark verbreitet zu sein. Forschungen zeigen eine Trägerrate von 50 % bei Terrier-Hunderassen und eine Trägerrate von 26 % bei der Chinesischen Schopfhund-Population.
Progressive Retinaatrophie (PRA)
Progressive Retinaatrophie oder (PRA) ist eine gebräuchliche Bezeichnung für eine Reihe vererbter Netzhauterkrankungen. Formen von PRA wurden bei mehr als 100 Hunderassen identifiziert und können sich in Ihrem Erkrankungsalter und dem Schweregrad der Erkrankung unterscheiden. Bis heute haben Forscher mindestens 22 verschiedene kausative Mutationen in 19 Gene entdeckt, die verschiedenen Formen der PRA bei mehr als 50 Rassen zugeordnet werden. Im Endstadium der Krankheit kommt es zum völligen Sehverlust und der Hund bleibt vollständig blind. Hier erfahren Sie mehr über Symptome, Typen, Genetik und Diagnostik von PRA.
Grey-Collie-Syndrom (GCS)
Das Grey-Collie-Syndrom ist eine Störung, die von einer ungewöhnlich niedrigen Konzentration von Neutrophilen im Blut charakterisiert ist, was zu einer Schwächung des Immunsystems führt und die Gesundheit des Hundes stark beeinträchtigt. Betroffene Welpen lassen sich bereits kurz nach der Geburt erkennen. Sie erscheinen schwächer und ihr Fell ist von grauerer oder hellerer Farbe als gewöhnlich. Die Nase eines betroffenen Collies ist in keinem Fall schwarz gefärbt. Betroffene Hunde leiden durch die Probleme ihres Immunsystems aufgrund der niedrigen Neutrophilenzahl an Magen-Darm-Problemen, Fieber, Blutungen, Blutvergiftung und bakteriellen Infektionen des Auges, der Atemwege oder der Haut. Die Lebenserwartung von Collies mit dieser Krankheit beträgt in der Regel weniger als drei Jahre.
Das Grey-Collie-Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt.
Neuronale Zeroid-Lipofuszinose (NCL)
Neuronale Zeroid-Lipofuszinose beim Border Collie ist eine Erkrankung, die zu einer größeren Gruppe von Störungen gehört, die als NCLs bekannt sind. Sie betrifft vor allem die Nervenzellen, ihre typischen klinischen Zeichen sind Verhaltensstörungen, Schlafprobleme, Intelligenzminderung, Demenz, Krampfanfälle, motorische Anomalien wie Ataxie, sowie in den meisten Fällen Sehstörungen, die zur Erblindung führen. Die Erkrankung kann möglicherweise aggressive Ausbrüche, Halluzinationen, Hyperaktivität und epileptische Anfälle auslösen. Besonders schwer betroffene Hunde verlieren die Fähigkeit, ihre alltäglichen Muskelaktivitäten zu koordinieren. Aufgrund der Schwere der neurodegenerativen Erkrankung überleben schwer betroffene Collies selten länger als 28 Monate.
Trapped Neutrophil-Syndrom (TNS)
Das Trapped Neutrophil-Syndrom ist eine Erbkrankheit des Immunsystems. Zwar produziert das Knochenmark der betroffenen Hunde Neutrophilen, doch diese gelangen nicht in die Blutbahn, daher der Name. Dies beeinträchtigt das Immunsystem, wodurch es nicht in der Lage ist, Infektionen und Entzündungen zu bekämpfen. Betroffene Welpen lassen sich zunächst nicht identifizieren, aber sie erscheinen kleiner und anfälliger für Infektionen. Bisher wurde keine Heilung für TNS entwickelt, doch das Leben eines Hundes kann durch Antibiotika und Steroide verlängert werden. Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt, die Trägerrate erscheint hoch – 10 % der Population von Schau- und Arbeits-Border-Collies. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass TNS-Träger verstärkte Probleme mit dem Immunsystem haben.
Border Collie DNA-Tests
Border Collies sind intelligente, fleißige Hunde, die stets bemüht sind, neue Tricks zu lernen. Hunderte von Jahren der Zuchtauslese haben sich jedoch auf diese Rasse ausgewirkt. Hohe Trägerraten bei bestimmten genetischen Erkrankungen machen, neben niedrigen Raten bei anderen Erkrankungen, DNA-Tests erforderlich, um die Auftretenshäufigkeit der Erkrankung zu verringern. Für Border Collie verfügbare DNA-Tests sind CEA, NCL und TNS. Abgesehen von Erkrankungen lassen sich auch Loki für die Fellfarbe (A-Lokus, B-Lokus, D-Lokus, E-Lokus, M-Lokus und S-Lokus) testen, was eine Vorhersage der zukünftigen Fellfarbe ermöglicht.
Referenzen:
The Border Collie Museum. Retrieved from http://www.bordercolliemuseum.org/